Führen mit bleibendem Eindruck (von Horst Lempart)
Zusammenfassung
- Zur Führung gehört vor allem auch Selbstführungskompetenz
- Nutze die Wege, um Deine Mitarbeiter positiv zu überraschen
- Für erfolgreiche Zusammenarbeit ist es wichtig, die Welt aus der Sicht der Kollegen zu sehen
Worum es geht
Sie wollen „gut“ führen: unterstützend, lösungs- und ressourcenorientiert, im Sinne der Zielerreichung Ihres Mitarbeiters und des Unternehmens. Was wirklich „gute Führung“ ausmacht, darüber ließe sich ein eigenes Buch schreiben – und womöglich käme man am Ende doch auf keine allgemeingültige Antwort, auch wenn diverse Publikationen den Eindruck erwecken, „gute Führung“ ließe sich in ein Muster pressen.
Sicher ist aber, dass sich die Anforderungen an Führungskräfte in den letzten Jahren massiv geändert haben. Das Organisieren und Überwachen, Kontrollieren und Strukturieren, Anleiten und Problemlösen sind weitgehend Schnee von gestern. In vielen Fällen wird die moderne Führungskraft als „Leader“ verstanden, der Orientierung gibt, Rahmen setzt, Möglichkeiten schafft und durch eine hohe Sozialkompetenz die Individualität seiner Mitarbeiter fördert.
Dazu gehört eine gehörige Portion Selbstführungskompetenz. Allem voran die Fähigkeit sich selbst zu reflektieren. Das war jahrzehntelang in Führungsetagen eher verpönt: Das Problem, das sind die Anderen! Fortbildungen und Selbsterfahrung waren eher was für das ausführende „Fußvolk“, Chefs wussten ja, dass sie gut sind.
„Führen mit bleibendem Eindruck“ hinterlässt nicht nur Spuren bei Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Bleibend wird auch der Eindruck bei Ihnen sein, wenn Sie die große Wirkungskraft von Impacts erleben. Die Zeit ist reif, das Staunen wiederzuentdecken.
Horst Lempart
Sie interessieren sich für eine Arbeitstechnik, die Ihr Methodenrepertoire erfolgreicher Führung erweitern wird? Sie glauben, dass es da noch Möglichkeiten gibt, „zielführender zu führen“? Ich sage Ihnen: Stimmt, da haben Sie Recht! Und dann sind Impact-Techniken genau das richtige Werkzeug für Sie. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn Worte allein genug gesagt wurden – ohne spürbare Wirkung.
Führen mit bleibendem Eindruck
„Führen mit bleibendem Eindruck“ hinterlässt nicht nur Spuren bei Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Bleibend wird auch der Eindruck bei Ihnen sein, wenn Sie die große Wirkungskraft von Impacts erleben. Die Zeit ist reif, das Staunen wiederzuentdecken. Erleben Sie es selbst am Beispiel:
„Montag morgen. Sie werden von Ihrem Chef zu einem Mitarbeitergespräch in sein Büro gebeten. Sonst kommt das nur zum Jahresgespräch vor, in dem Sie das Eingemachte der letzten zwölf Monate auf’s Brot geschmiert bekommen. Eine schwer verdaubare Stulle, die als „Mitarbeiterbeurteilungskost“ ihr kümmerliches Dasein in der Personalakte fristet. Diesmal ist das anders. Der Termin passt so gar nicht in den vertrauten Rhythmus, und auch der Aufhänger ist ein anderer: Es soll um Ihre Sehschärfe gehen.
Etwas ist anders
Bisher fanden die arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen in der Kantine statt. Keine schlechte Entwicklung, wenn es nun Chefsache ist, sich um die Gesunderhaltung der Mitarbeiter zu kümmern. Etwas verunsichert, aber auch mit einer ordentlichen Portion Neugier erscheinen Sie zum Termin im Chefbüro.
Der Raum ist Ihnen bekannt, auch wenn von Vertrautheit keine Rede sein kann. Die wenigen Gespräche, die es bisher hier gab, waren meist von Zahlen-Daten-Fakten und Zeitknappheit geprägt. An die letzte Unterhaltung mit Ihrem Vorgesetzten können Sie sich nur noch dunkel erinnern. „Unbeteiligt“ waren Sie beide, zwar gegenwärtig, aber irgendwie der Situation „entrückt“, weil es gefühlt ein „Zeit-Stehlen“ war. Leider war das schon alles. Lediglich ein Gefühl der „Leere“ ist in Erinnerung geblieben.
Wirkungsweise
Dankeschön
Heute begrüßt Sie Ihr Chef mit den Worten: „Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben für diesen wichtigen Vorsorgetermin“. Und tatsächlich, an der Wand hängt ein vorbereitetes Plakat mit Zahlen- und Buchstabenreihen, wie es bei Augenärzten und Optikern zum Einsatz kommt. Sie fragen sich, was es wohl mit dieser Prüfung auf sich hat und merken, wie Ihr Aufmerksamkeitspegel steigt.
Der Vorgesetzte bittet Sie Platz zu nehmen und erklärt Ihnen den anstehenden Sehschärfe-Test: Sie sollen Reihe für Reihe aus etwa drei Meter Entfernung die Buchstaben und Zahlen richtig nennen. Dafür dürfen Sie sich ruhig etwas Zeit nehmen, da die Anspannung bei solchen Tests erfahrungsgemäß etwas größer ist. Je nach Ergebnis können dann augenoptische oder personelle Maßnahmen notwendig werden, um die anstehenden Aufgaben „im Auge zu haben“ und gut zu erfüllen. Sie merken, wie Ihre innere Anspannung weiter steigt, denn offenbar scheint es hier um etwas zu gehen. Nur was?
Um was geht es?
Sie stellen sich also wie angeleitet an eine vorbereitete Bodenmarkierung. Ihr Chef begleitet Sie an diesen Platz und Sie beide stehen Schulter an Schulter. Bevor Sie mit dem Ablesen der Zeichen starten fragt Sie Ihr Vorgesetzter nochmal, ob Sie alles verstanden haben und bereit sind für den Test. Sie bestätigen. Dann geschieht noch etwas Überraschendes:
Ihr Vorgesetzter nimmt seine eigene Brille ab, drückt sie Ihnen in die Hand und bittet Sie, diese auf Ihre Nase zu setzen. Für Sie wird die Situation immer undurchschaubarer: Worauf soll das hinauslaufen? Seiner wiederholten Bitte, die fremde Brille aufzusetzen, kommen Sie nach – eine ungewohnte und unangenehme Erfahrung. Sehen so Fische unter Wasser?
Nun fordert er Sie auf, die erste Zeichenreihe laut vorzulesen. Sie fangen mit den ganz großen Buchstaben an, ein leichter Einstieg also. Sie bewegen den Kopf, um vielleicht den bestmöglichen Winkel ausfindig zu machen. Bei Gleitsichtbrillen ist das eine gute Strategie. Irgendwie will Ihnen die richtige Schärfe aber trotz aller Halsverrenkungen nicht gelingen. Gott sei Dank ist Ihr Chef heute gut gelaunt und schenkt Ihnen noch etwas Zeit. Aber auch nach einminütiger Kompatibilitätsprüfung kommen Sie zu keinen befriedigenden Ergebnissen.
Fördern und fordern
Ihr Chef erinnert sich an eine seiner Fortbildungen zum Thema „Mitarbeitermotivation“: Sie werden es schon schaffen, trauen Sie es sich zu, Sie sind ein Macher!
Das ist doch lächerlich (?)
Sie müssen lachen, weil die ermutigenden Worte an Ihrer unpassenden Brille nichts ändern. Und auch Ihre Augen scheinen von den Zusprüchen völlig unbeeindruckt. Die Zeichen bleiben diffus.
Aber Gott sei Dank gibt es ja noch andere Strategien, um Leistung zu fordern. Dazu gehört die Variante „Antreiben“. Ihr Chef fordert Sie also auf, sich einfach etwas mehr anzustrengen. Mit dem richtigen Einsatz und einer ordentlichen Arbeitshaltung wird das schon werden mit der Buchstabenreihe. Schließlich hat er sich beim Ausdrucken des Plakats so viel Mühe gegeben, da kann das Scheitern nur an Ihrer mangelnden Bereitschaft liegen. Sie müssen wieder lachen. Ihr Chef bleibt Tod ernst und verlangt von Ihnen ein weiteres Mal mehr Einsatz. Doch so sehr er Sie auch drängt, Ihre Augen verweigern einfach die passende Einstellung.
Bei Arbeitsverweigerung gibt es noch ein anderes erprobtes Mittel: Sanktionen. Ihr Chef droht Ihnen mit Entzug des Dienstwagens und der Bonuszahlung, wenn Sie nicht kooperativ sind und die von Ihnen geforderte Leistung bringen. Jetzt fährt er ganz rabiate Methoden auf. Sie müssen wieder lachen. Er wiederholt seine Drohung, Sie lachen weiter. Er betont, dass das gar nicht spaßig ist und irgendwie fühlen Sie sich hin und her gerissen zwischen Lachen und Disziplin. Test nicht bestanden, Sie sind gescheitert.
Sehen Sie durch andere Brillen
Ihr Chef bittet Sie die Brille abzusetzen, ihm zurückzugeben und bietet Ihnen wieder einen Stuhl in seiner Besprechungsecke an. Erst mal gibt es keine Worte, nur Blicke, immerhin klare. Zu stark sind noch die Eindrücke der letzten Minuten. Dann löst Ihr Chef das Schweigen auf: Wie Sie die Situation erlebt haben, möchte er wissen. Und Sie erklären sich, dass Sie die Aufgabe völlig daneben und am Ziel vorbei fanden, da mit unpassenden Mitteln gearbeitet wurde. Eine fremde Brille sei nun mal kein geeignetes Instrument, um die Leistungsfähigkeit der eigenen Augen zu prüfen. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn motiviert, gedroht oder sanktioniert würde. Im Gegenteil: Irgendwann denkt man dann nur noch „Rutsch mir doch den Buckel runter“.
Ihr Chef lächelt Sie an, nickt zustimmend und bestätigt Sie in Ihren Feststellungen. Nun zieht er die Parallele zu Ihrem Arbeitsalltag:
Wenn Sie versuchen, Ihre eigene Sicht auf die Dinge den Mitarbeitern vor die Nase zu setzen und diese als „allgemeingültige Wahrheit“ verkaufen, dann werden Sie mit Widerstand rechnen müssen. Das gilt auch, wenn Sie motivieren, drohen oder bestrafen. Das hat gar nichts mit dem Willen zu tun, der kann durchaus vorhanden sein. Woran es scheitert ist die fehlende „Passung“. (Darauf gehe ich im Kapitel „Technik“ näher ein.) Der Mitarbeiter kann nicht erkennen, was es für ihn zu entdecken oder zu erfahren gibt. Selbst, wenn Sie die Zielscheibe austauschen scheitert das Scharfstellen an der falschen Sehhilfe. In der Zusammenarbeit ist es wichtig, die Welt auch durch die Augen der Kollegen zu sehen. Mit welcher Brille ist der Mitarbeiter unterwegs? Wie nimmt er die Dinge wahr? Und welche Wahrheit gibt er den Dingen, weil seine Brille die Wahrheit entsprechend filtert? Was sieht er durch seine Brille besonders scharf, was diffus? Die unsichtbare Brille, die wir als Denkfilter hinter unseren Augen im Kopf tragen, hat erheblichen Einfluss auf unser Zutrauen. Daher ist es wichtig, diese Brille kennenzulernen um zu verstehen, wie die Welt von anderen erlebt wird. Manchmal wird eine vermeintliche Sehschwäche dann sogar zu einer Sehstärke. – Wo sehen Sie Parallelen zu Ihrem Arbeitsalltag?“
Diesen und viele weitere Impact-Techniken stelle ich Ihnen in meinem Buch „Führen mit bleibendem Eindruck“ vor, das im Haufe-Verlag erschienen ist.
Wer schreibt hier?
Horst Lempart
Horst Lempart ist freiberuflich tätig als systemischer Coach, Supervisor und Speaker. Er hat eine Ausbildung zum Personal Coach / psychologischen Berater mit Diplom der Studiengemeinschaft Darmstadt, zum systemischen Coach mit Zertifizierung der DGSF und zum Heilpraktiker für Psychotherapie (HPG).
Passend zum Thema in unserem Podcast erschienen: